Gestatten – Der 3. Teil unseres Adventskalenders

ROT

Gemeinsam mit meiner lieben Freundin und Goldschmiedin Jana Voll habe ich auf Facebook einen besonderen Adventskalender gestartet. Jede Woche ist dabei einer Farbe gewidmet. Wir erzählen Euch Hintergründe, Verwendung und Wirkung verschiedener Materialien aus kunsthistorischer und kunsthandwerklicher Sicht.

Rot ist eine ambivalente Farbe: Sein pulsierendes Leuchten zieht uns mal an, mal stößt es uns ab. Lange Zeit war es nur Mächtigen und hohen Würdenträgern erlaubt, rote Kleidung zu tragen. Bis heute rollen wir vor Menschen den roten Teppich aus, wenn wir sie besonders ehren wollen. Rot ist also edel. Doch gleichzeitig ist es als Farbe der Erotik zum Synonym für käuflichen Sex in schäbigen Etablissements (Rotlichtmilieu) geworden. Es steht für Lebendigkeit ebenso wie für Verletzung und Gefahr, für Liebe ebenso wie für Wut.

RUBIN

Aristoteles sagte über ihn: „Einer ist rot wie das reinste Blut und heißt Rubinus. Dieser ist der Beste von allen.“ Entdeckte man früher einen ein besonders prächtiges Exemplar, dann schickte der Herrscher hohe Würdenträger und Soldaten und bereitete dem Juwel einen gebührenden Empfang. Der Rubin symbolisiert seit jeher Liebe, Leidenschaft und Macht. In vielen Insignien der Herrscher, in Krone, Zepter, und Reichsapfel sind Rubine eingearbeitet.

Übrigens die roten Edelsteine im englischen Kronschatz wurden lange für Rubine gehalten… sind aber Spinelle. „Der Blutstropfen aus Mutter Erde“ bei uns eingebettet in herrlichem sattgelben geschmolzenem Gold. Wenn das kein Symbol von Wärme und Liebe an die Beschenkte ist!
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PURPUR

Codex Rossanensis, 6. Jh., wohl Antiochia, Wikipedia

Wohl keine andere Farbe wird so sehr mit intensivem Rot in Verbindung gebracht wie Purpur. Dabei hat der Ton ein breites Spektrum von Pink bis dunklem Violett. Es gibt aber sogar grünes Purpur! Grund für die unterschiedlichen Färbungen ist seine Produzentin: Die Purpurschnecke. Je nach Art, der Fütterung und der Verarbeitung ihres Drüsensekrets fallen die Farbtöne unterschiedlich aus.

Wie immer, wenn der Stoff selten und/oder seine Gewinnung aufwändig war, wurde er nur und ausschließlich für die Mächtigen verwendet. Purpur war DIE Farbe der römischen und byzantinischen Kaiser (nach neueren Schätzungen wurden für das Färben einer Toga 10.000 Schnecken benötigt). Es gab sogar Zeiten, in denen es unter Androhung der Todesstrafe verboten war, als nicht-kaiserlicher Mensch purpurfarbene Kleidung zu tragen!

Neben Textilien färbte man auch Pergament für Buchseiten mit Purpur. Besonders aus der Blütezeit im 6. Jahrhundert haben sich wunderschöne Handschriften, sog. Purpur-Codices, erhalten. Neben dem hier gezeigten „Codex Rossanensis“ z.B. die „Wiener Genesis“ und der „Codex Sinopensis“.
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TURMALIN

Erinnert ihr euch noch?? Den hatten wir doch auch schon in unserer grünen Woche. Wie gesagt hat er eine unvergleichliche Farbenvielfalt. Heute seine rote Variante, und bei den Ohrhängern die mehrfarbige „Melonen-Variante“. Und natürlich rote Perlen dazu! Sehr kräftig rote Turmaline nennt man übrigens auch Rubilith, weil sie na….? Logo! – an Rubin erinnern. Let love flow around the world!
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Christoph Krieger (nach Cesare Vecellio): Kardinal, 1598, Rijksmuseum Amsterdam

KARMIN

Wie beim Purpur mussten auch für Karmin tausende, ach – millionen! – Tiere ihr Leben lassen. Wenigstens waren sie auch nicht niedlicher als Schnecken: Cochenille-Schildläuse leben in Südamerika und wurden dort schon Tausende von Jahren zum Färben benutzt, bevor sie mit den Europäern in unsere Lande gelangten. Aufgrund seiner Leuchtkraft, die diejenige der heimischen Kermeslaus weit übertraf, war es eine echte Alternative für Purpur.

In meiner Kindheit ging das Gerücht, dass in Tomatenketchup Läuse seien! Iiiiih! Ob man wirklich Karmin zum Färben von Ketchup verwendet (hat), dazu konnte ich ad hoc nichts finden. Aber es wäre denkbar. Denn auch heute wird das Lausrot als Lebensmittelfarbe und in Kosmetikprodukten wie Lippenstift verwendet.
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ROTER BERNSTEIN

Ohne viele Worte: Herz-Anhänger „Ornament“ mit Einhängern zum Auswechseln.
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MENNIGE

Initial S, aus einem Chorbuch, deutsch, 16. Jh., MET

Wenn wir heute das Wort Miniatur hören, dann verbinden wir damit etwas sehr Kleines. Und wir verwenden es tatsächlich auch für die kleinen Bilder in alten Handschriften. Dabei war für die Namensgebung nicht ihre Größe, sondern das häufig verwendete Rot-Pigment ausschlaggebend: Mennige, das im Lateinischen Minium heißt.

Chemisch betrachtet ist es oxidiertes Blei, also giftig. Gut, dass man das „damals“ noch nicht wusste. Die wunderschönen Buchmalereien wäre sonst vielleicht weniger leuchtend geworden.

Das es so deutlich leuchtete, wussten schon die Römer zu schätzen – und makaber zu nutzen: Sie sollen den Sand ihrer Arenen mit Mennige vermischt haben, damit das Blut der Gladiatoren nicht so auffiel…

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Morgen ist der 4. Advent. Eine Farbe fehlt noch in unserem Kalender…

 

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