Gestatten – der VERGNÜGUNGEN zweiter Teil

Und, habt Ihr ein paar der Vergnügungen aus der letzten Woche mal ausprobiert? Das Gute ist: sie laufen nicht weg und lassen sich (fast) jederzeit (fast) überall durchführen. Hier der zweite Teil!

Giovanni Boldini: Klatsch, 1873, MET

VERGNÜGUNG NR. 8: LÄSTERN
Jetzt gebt´s schon zu, Leute: Jeder lästert gerne! Jaaa, auch ihr Männer! – Wo doch gerne behauptet wird, Lästern sei eine durch und durch weibliche Eigenschaft. Gut, es ist nicht die feinste englische Art. Aber es baut nachweislich Stress ab. Und verstärkt die Bande zu denjenigen, mit denen wir uns diesem Vergnügen widmen. In den allermeisten Fällen (Politiker, Stars und Sternchen) wird die betroffene Person sowieso nie etwas über unsere Lästerei erfahren. Und solange man nicht über jemanden herzieht, dem man eben noch ewige Freundschaft geschworen hat, braucht man wirklich kein schlechtes Gewissen zu haben. Wer es trotzdem hat: Stellt Euch einfach vor, dass auch Ihr das Objekt einer Lästerei sein könnt. In den allermeisten Fällen können wir die, die über uns lästern könnten, ja ebenso nicht leiden. Die Waage hält sich also in der Mitte. Gleiches Läster-Recht für Alle!

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Lucien Pissarro: WÄsche aufhängen (Detail), 1897

VERGNÜGUNG NR. 9: WÄSCHE AUFHÄNGEN
Haushaltstätigkeiten – nichts finde ich lästiger! Dabei bietet gerade der Moment des Wäscheaufhängens eine kleine Pause von der Schreibtischarbeit. Wir erheben uns, kommen aus der schädlichen Sitzhaltung raus, bringen den Kreislauf wieder in Schwung und gehen einer Tätigkeit nach, die weder große geistige Anstrengungen fordert, noch die Gefahr birgt, bei unsachgemäßer Ausführung Leben in Gefahr zu bringen. Jetzt, wo die Tage wieder wärmer werden, können wir die Wäsche draußen aufhängen. Ein zusätzlicher Sauerstoffkick für uns, den wir auch beim Abhängen wieder genießen können.

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Jean Siméon Chardin Seifenblasen, ca. 1733–34, MET

VERGNÜGUNG NR. 10: SEIFENBLASEN MACHEN
Muss dazu noch viel gesagt werden? Nein. Sparen wir uns den (Sprech-) Atem zum Puuuuusten!

VERGNÜGUNG NR. 11: GRIMASSEN SCHNEIDEN
Wie wär´s zur Aufheiterung mal mit einer neuen Challenge: Wer macht die beste Grimasse! Ein lustiger Zeitvertreib für Familien, Freundeskreise, Schulklassen; über Messenger-Dienste einfach und virenfrei teilbar. Statt hyperschöne Bilder für unsere Instagram-Accounts zu produzieren, zeigen wir uns von unserer gruseligsten, schlimmsten – und lustigsten Seite. Ein bisschen Selbstironie hat noch nie geschadet. Die 26 Muskeln in unserem Gesicht wollen außerdem gefordert sein! Und Mienentraining hilft gerade besonders gegen herunterhängende Mundwinkel und Sorgenfalten. Uninspiriert? Gebt auf der Suchseite Eures Vertrauens mal Franz Xaver Messerschmidt ein. Viel Spaß! (Die besten Ergebnisse veröffentliche ich natürlich sehr gerne hier :))

Louis Léopold Boilly: 1823, MET

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Richard Parkes Bonington: Aussicht bei Rouen, um 1825

VERGNÜGUNG NR. 12: DIE NAMEN DER BÄUME LERNEN
Im Frühling überraschen sie uns mit ihrer Wiedergeburt, im Sommer schützen sie uns mit ihrem Blätterdach vor der Sonne, im Herbst machen sie die Welt bunt. Ok, anschließend machen sie eine Menge „Dreck“, aber das ist es doch wert, oder etwa nicht? Wer aber sind eigentlich diese durch und durch altruistischen Gesellen, die da so jahrein jahraus herumstehen, Vögel kostenlos bei sich wohnen lassen, uns Obst schenken und sogar noch dankbar sind, wenn man ihnen die Äste stutzt? „An den Blättern sollt Ihr sie erkennen“. Zeit, mal die Namen der Bäume zu lernen. Und wenn Ihr beim nächsten Spaziergang die hölzerne Gestalt mit „Guten Tag, Frau Linde“ grüßt… – Wer weiß. Vielleicht freut sie sich ja im Stillen.

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EVANGELIST JOHANNES, um 1175-1200_deutsch

VERGNÜGUNG NR. 13: WÖRTER ERFINDEN
Mir wurde vor einer Weile schon ein sehr feines Büchlein mit dem Titel „Lost in Translation“ geschenkt (wie der Film, hat aber damit nichts zu tun). Die Autorin, Ella Frances Sanders, hat darin Wörter aus aller Welt gesammelt, die es in keiner anderen Sprache gibt. Im Deutschen sind das z.B. „Kabelsalat“ und „Waldeinsamkeit“. Auch andere Sprachen haben poetische Begriffe hervorgebracht, die man gerne in den eigenen Sprech überführen möchte. Zum Beispiel das Wort cafuné, das im brasilianischen Portugiesisch das „durch das Haar eines geliebten Menschen streichen“ bezeichnet. Oder jugaad, ein Hindi-Begriff dafür, wenn man „mit einfachen Mitteln und unter kreativem Einsatz eine ganze Menge auf die Beine“ stellt.
Kinder und Nicht-Muttersprachler sind sehr gut darin, Wörter zu erfinden, indem sie durch die Kombination vorhandener Begriffe neue, durchaus sinnvolle Ausdrücke kreieren. Wir können es ihnen nachtun und unsere Sprache durch neue Worte bereichern. Und ich will da auch gleich mit gutem Beispiel voran gehen:
Lokalitat: Eine Handlung, die nur an einem bestimmten Ort vollzogen werden kann (z.B. Raub der Mona Lisa im Louvre).
Sachpimpeln: Ein materielles Ding, das eigentlich nur Nutzwert hat (Smartphone, Auto) durch Schwärmen darüber oder Angeben damit zu überhöhen.
Heimwehen: Der Wunsch, sofort nach Hause geweht zu werden. Oder auch der Schmerz beim Denken an die ferne Heimat.
Eure Wortkreationen könnt Ihr gerne als Kommentar hinterlassen!

Simon Denis: Wolkenstudie, um 1786-1806, MET

VERGNÜGUNG NR. 14: WOLKEN BETRACHTEN
Wie auch das Auf-Bäume-Klettern und das Grimassenschneiden ist die Tätigkeit des Wolkenbetrachtens eine, die mit dem Erwachsenenalter meist vollständig zum Erliegen kommt; beziehungsweise die man nur noch im Beisein von Kindern – zur Weitergabe der Tradition an die nächste Generation – praktiziert. Wolken sind, auch wenn man nicht zwanghaft irgendwelche Figuren, Gesichter und Tiere hineininterpretiert, faszinierende Erscheinungen. Sie sehen in keinem Moment so aus, wie in dem zuvor. Zu sehen, wie Wolken das Licht ständig neu reflektieren, sich auflösen, ihre Form verändern, ist, wenn man sich die Zeit zum Hinschauen nimmt, so beruhigend anzusehen, wie der Blick in ein Aquarium. Decke ausbreiten, hinlegen, hochgucken, träumen.

Mehr über Wolken: https://gestatten-kunst.de/gestatten-wolken/

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